Pressemitteilung
Der Nationalrat stimmt dem Antrag 25.3430 Mo. CAG.N. «Aufhebung des Verbots der internationalen Adoption» zu.
Die Gruppe Adoption Familien Schweiz (GAFS) ist sehr zufrieden mit dem Entscheid des Nationalrats, der mit grosser Mehrheit den Antrag der Kommission «Aufhebung des Verbots der internationalen Adoption» angenommen hat.
Die Ankündigung des Bundesrats vom 29. Januar hat bei Familien, die durch internationale Adoption entstanden sind, eine Schockwelle ausgelöst. Die Öffentlichkeit reagierte mit Bestürzung, Ungläubigkeit und Empörung über die Ungerechtigkeit. In den folgenden 15 Tagen schlossen sich die Adoptivfamilien, die sich durch die Worte der Pressekonferenz verletzt und verurteilt fühlten, überraschend schnell zu einem Verein namens GAFS (Gruppo Adozione e famiglie Svizzera) zusammen, der heute mehr als 250 Sympathisanten zählt und sprachliche, territoriale und kulturelle Barrieren in unserem Land überwindet. Zwei Monate später wurde das Verbot der internationalen Adoption im Bundesparlament, in der Rechtskommission des Nationalrats, diskutiert. 10.000 Unterschriften gegen das erklärte Verbot wurden bei der Bundeskanzlei eingereicht. Das Thema fand in den Medien in der ganzen Schweiz Widerhall. Diese Ereignisse haben uns bewegt und verstärken bis heute das Gefühl der Ungerechtigkeit, das so viele Menschen am 29. Januar empfunden haben, und bestätigen unsere Beweggründe und unsere Forderungen, als betroffene Institution in der Debatte angehört zu werden.
In diesen sechs Monaten hat sich die GAFS mit der Frage auseinandergesetzt, sich ausgetauscht und versucht, die Gründe für ein solches Verbot zu verstehen. Die GAFS hat mit Behörden und Institutionen diskutiert, Debatten geführt und Erfahrungsberichte gesammelt. Die GAFS hat auch das Leid derjenigen anerkannt und berücksichtigt, die im Adoptionsprozess Missbrauch erfahren und traumatische und weniger glückliche Erfahrungen gemacht haben.
Die GAFS ist überzeugt, dass die Gründe, die eine Person oder eine Familie dazu bewegen, sich an die Adoptionsbehörde zu wenden, vielfältig, unterschiedlich und respektabel sind. Adoption hat tausend Facetten, sie ist ein komplexes Thema, das rechtliche, politische, soziologische, psychologische und anthropologische Aspekte umfasst.
Die internationale Adoption ist aus rechtlicher Sicht eine von mehreren Möglichkeiten, eine Familie zu gründen. Vor allem ist sie manchmal die einzige Möglichkeit für ein verlassenes Kind (unabhängig davon, wo es geboren wurde), ein Kind zu werden.
Unseren Kindern wird heute, in Übereinstimmung mit der Haager Konvention, nicht das Recht verwehrt, ihre Herkunft zu kennen und zu erforschen, sondern ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, auch die Rechte auf Leben, Bildung, Familie, Schutz, Gesundheit, Freiheit und eine ausgewogene Entwicklung zu genießen, die nach Eingeständnis der Herkunftsländer selbst nicht anderweitig gewährleistet werden können. Unsere Kinder konnten diese Rechte in ihren Herkunftsländern nicht genießen, weil sie dort keine Chance hatten, adoptiert zu werden.
Für einige unserer Kinder war die internationale Adoption zweifellos die einzige Chance auf eine Zukunft. Für mehrere unserer Kinder, die heute Schweizer Staatsbürger sind, war die internationale Adoption die einzige Überlebenschance.
Die Wunde der Verlassenheit wird unseren Kindern immer Schmerz bereiten, egal wo auf der Welt sie sich befinden.
Die Gruppe Adoption und Familien Schweiz (GAFS) ist der Ansicht, dass
- Die internationale Adoption ist eine Lebenschance für Kinder, kein Privileg für Erwachsene.
- Bei einer internationalen Adoption geht es darum, eine Familie für ein Kind zu finden, das keine hat, und nicht darum, ein Kind für ein Paar zu finden.
- Die internationale Adoption entspricht dem realen und dramatischen Bedürfnis einiger der Millionen Kinder weltweit, die in einem Zustand der Verlassenheit leben.
- Internationale Adoption ist keine Wohltätigkeit, sondern Gerechtigkeit.
- Schweizer Pflegefamilien sind eine Bereicherung, kein Problem, das es einzudämmen gilt.
Ein Verbot der internationalen Adoption birgt drei äußerst problematische Risiken
- Vielen Kindern die konkrete Möglichkeit verweigern, geliebt zu werden und sich als Kind zu fühlen
- Einige Familien dazu drängen, sich an informelle Kanäle im Ausland zu wenden, was mit größeren Risiken verbunden ist.
- Die proaktive Rolle der Schweiz als Land, das sich für Menschenrechte und Zusammenarbeit einsetzt, wird geschwächt.
Missbrauchsrisiken müssen mit besseren Instrumenten bekämpft werden, nicht mit Verboten.
Ein Verbot schützt nicht, nimmt nicht auf, schließt nicht ein, unterstützt nicht. Wir können nicht glauben, dass ein Verbot die richtige Lösung ist.
Aus diesen Gründen hat die Gruppe Adoption und Familien Schweiz (GAFS) den Nationalrat gebeten:
- Den Antrag der Kommission unterstützen.
- Auf das generelle Verbot verzichten.
- Die internationalen Adoptionen weiter verbessern, stärken und regulieren.
- Einen transparenten Dialog mit anerkannten Organisationen und Familien führen, die die Schönheit, die Mühen und die Realität dieses Weges aus nächster Nähe kennen.
Die GAFS möchte abschließend allen politischen Parteien danken, die mit Sensibilität und Aufmerksamkeit auf die Besonderheit dieses Themas und die Stimme vieler Familien aus dem Tessin und der ganzen Schweiz eingegangen sind.